Annalena Rieke von der SGS Essen im Spiel beim MSV Duisburg.

SGS Essen - erfolgreich gegen den Trend

Stand: 19.10.2023, 08:55 Uhr

Der SGS Essen sind als letztem reinen Frauen-Verein in der Bundesliga schwere Zeiten vorhergesagt worden. Doch wieder trotzen die Frauen aus dem Ruhrgebiet dem Trend.

Annalena Rieke war am Montagabend die gefeierte Spielerin bei der SGS Essen. Der 24-Jährigen war das Goldene Tor zum 1:0-Auswärtssieg der Essenerinnen im Derby beim MSV Duisburg gelungen. Es bedeutete den prestigeträchtigen Erfolg im Nachbarschaftsduell - aber nicht nur das: Die SGS schon sich mit diesen drei Punkten - es war am 4. Spieltag schon dder zweite Saisonsieg - ins gesicherte Mittelfeld der Liga.

Liga wird von Männerklubs dominiert

Genau dort wollen sie sein und genau dort sehen sie sich auch zukünftig - die letzten übrig gebliebenen Mohikanerinnen in der Frauen-Bundesliga. Denn so sehen sie sich in Essen - als letzter reiner Frauen-Fußballverein in einer Liga, die schon längst von den großen Männerklubs mit Frauenabteilung dominiert wird.

Vereine wie Borussia Dortmund oder der VfB Stuttgart bauen als Nachzügler gerade Stück für Stück eine Frauenabteilung auf, die sich von unten nach oben arbeiten. Andere Vereine, wie zuletzt Herthy BSC, kooperieren kurzerhand mit einem schon bestehenden Frauenverein und kaufen sich somit indirekt gleich in die höheren Spielklassen ein.

Schere geht weiter auseinander

Fusionsanfragen gab es auch schon an die Essenerinnen. Die haben aber abgesagt. Wollen lieber unter sich bleiben und ihre Unabhängigkeit wahren. "Es gab mal lose Gespräche, bestimmt, vor einiger Zeit. Aber insgesamt wollen wir weiter hier unser Ding machen und warum sollen wir mit einem Männerverein kooperieren? Das ist letztendlich die große Frage", sagt SGS-Trainer Markus Högner.

Der Coach verliert eigentlich an jedem Saisonende bis zu einem halben Dutzend seiner besten Spielerinnen, muss dann immer wieder neu aufbauen. Dabei hat er erheblich weniger Geld zur Verfügung wie die Konkurrenz. Die Schere zwischen Topklubs wie VfL Wolfbsburg, Bayern München, TSG Hoffenheim oder Eintracht Frankfurt geht immer weiter auf - die SGS sucht sich das Personal in den Nischen.

Spielerinnen aus der Nische

Dafür ist Torschützin Rieke ein ganz gutes Beispiel. Die 24-Jährige durchlief in ihrer Jugend sämtliche DFB-Auswahlteams, konnte sich bei den erwachsenen Frauen dann aber nicht gleich ganz oben durchsetzen. Über den FSV Gütersloh und USV Jena landete sie 2022 ein zweites Mal in Essen - und dort gelang ihr nun die entscheidende Entwicklung zur Bundesliga-Stammspielerin.

Durch eine gute Talentförderung und den gelebten Geist als reiner Frauenverein will die Mannschaft auch in Zukunft im Wettbewerb bestehen, meint Spielerin Jacqueline Meißner gegenüber dem Deutschlandfunk: "Ich glaube, dass Männerklubs wichtig sind, auch für den Frauenfußball. Dennoch finde ich einfach, dass reine Frauenvereine, wo einfach das Frauenteam die Nummer eins sind, genau so wichtig ist. Auch Vereine, wo junge Mädels an die Bundesliga herangeführt werden und das passiert oftmals nicht in den Vereinen, wo mit Bayern München oder Wolfsburg hantiert wird."

Remis gegen Werder Bremen

Zwei Siege, zwei Niederlagen - so lautet die durchaus zufriedenstellende bisherige Saisonbilanz der Essenerinnen. Vor allem mit dem 2:0-Heimsieg über Frankfurt zum Auftakt hatte man nicht rechnen können. Das neue Team ist offensichtlich konkurrenzfähig in der Liga. Dies war auch am Samstag beim 1:1 gegen Werder Bremen - ein Team, das auf Augenhöhe eingeschätzt wird - zu spüren.

Projekt wirbt für klischeefreien Sport

Lokalzeit Ruhr 25.09.2023 Verfügbar bis 25.09.2025 WDR Von Nicole Noetzel

Quelle: oja